DAS BLECH-DILEMMA
Warum der Drehverschluss Weine besser reifen lässt.
Gute Nahrungsmittel – aus besten Zutaten handwerklich hergestellt – nehmen bei der Reife neue, positive Eigenschaften an. Das gilt zum Beispiel für Wein. Aber auch für Spirituosen, Käse oder Schinken. Industriell hergestellte Lebensmittel haben diese Eigenschaft häufig nicht, denn sie sind oft nicht für die Reifung gemacht, sie gewinnen mit der Zeit nicht an geschmacklicher Komplexität, sondern verderben.
Die TESCH – Rieslinge sind handwerklich ganz klar für die Langstrecke gemacht. Die Ernte der Trauben von Hand und extrem traditionelle Verfahren der Weinherstellung sorgen für ein exzellentes Produkt, das nach der Abfüllung in Ruhe reifen kann. Ich habe mich vor einigen Jahren ganz bewusst entschieden, unsere Flaschen ausschließlich mit High-Tech Drehverschlüssen zu versehen. Nicht wenige Weintrinker sprechen mich auch heute noch auf diesen vermeintlichen Frevel an. Dabei gibt es keinen besseren Verschluss, um wertvolle Weine gut reifen zu lassen.
Kork ist ein – mittlerweile rares – Naturprodukt mit schwer vorhersehbaren Eigenschaften. Trotz aller Vorsicht beim Abfüllen und Verkorken kam es immer wieder zu Problemen bei der Lagerung. Der klassische „Korkschmecker“ war und ist dabei das seltenere Ärgernis. Vielmehr passierte es sehr häufig, dass undichter Kork Sauerstoff in die Flaschen eindringen ließ. Das wiederum führt zur Oxidation und letztendlich zum Verderben des Weines.
Der moderne Schraubverschluss garantiert deshalb vor allem eines: Er verhindert das Eindringen von Sauerstoff in die Flasche und ermöglicht so eine extrem zuverlässige Reifung des Weines. Deshalb ist es ein Trugschluss, Flaschen mit Schraubverschluss nur mit unkomplizierten Weinen für den schnellen Genuss zu verbinden und den Einsatz von Kork als Qualitätskriterium für den Wein heranzuziehen.
Jetzt liegt es am Weintrinker, über dieses Dilemma hinweg zu kommen. Ich bin da aber ganz zuversichtlich. Wir erleben gerade eine deutlich höhere Nachfrage nach unseren „unter-Blech-gereiften“ Rieslingen. Vor allem von Weinbars und Sommeliers: erstens sind die Weine perfekt gereift und große Klasse und zweitens ist eine Flasche so gut wie die andere. Man bekommt einfach viel mehr Weinvergnügen für den gleichen Preis. Und diese Tatsache wird das Blech-Dilemma im Laufe der Zeit lösen.
(Text © by Dr. Martin Tesch | Foto © by Christof Mattes)
Mein Problem mit Weinen unter Kork gereift sind die Varianzen zwischen den Flaschen. Mehr als einmal habe ich erlebt, dass bei mehreren identischen unter Kork gereiften Weinen, die ich nach einigen Jahren aus dem Keller geholt habe, der Wein aus jeder Flasche anders schmeckte, von sehr gut bis grausam. Unter Blech ist mir das noch nie passiert.
Auch wenn unser wirklich hervorragender Korkenzieher immer öfter in der Schublade liegen bleibt, für mich ist die Entscheidung pro Blech aus mehreren Gründen unabdingbar. Kork ist ein endliches und nicht wiederverwertbares Naturprodukt, es schmerzt mich, es für eine Einwegverwertung verschwendet zu sehen. Ein korkiger oder verdorbener Wein ist unabhängig von seiner Qualität oder Preisklasse immer eine Enttäuschung. Noch öfter passiert es, dass der Korken beim Öffnen zerbröselt. Immer ein echtes Ärgernis.