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Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Wein vornehmlich in Fässern transportiert. Die Herstellung von Glasflaschen war damals aufgrund des hohen Energiebedarfs sündhaft teuer. Für den Weintrinker in der Stadt wurde dann in Kellereien vor Ort abgefüllt. Die Weinflaschen zirkulierten daraufhin, ähnlich wie Milchflaschen, um den lokalen Abfüllbetrieb. Nur die besten und teuersten Weine wurden in den Weingütern gefüllt. Daher kommt auch das hohe Renommeé der Gutsabfüllung („Mis en bouteille au chateau“).

Bis zum 20. Jahrhundert hatten Glasflaschen aus unserer heutigen Sicht eine echt miese Qualität. Luftblasen im Glas und schwankende Wandstärken waren die Regel. Dadurch war die Bruchgefahr auf dem Transport sehr hoch. Deshalb hat man auch vernünftigerweise für besonders wertvolle Weine extrem schwere Flaschen verwendet. Und dieses antiquierte Bild, des besonders wertvollen Weines aus einer besonders massiven Flasche hat sich bei uns Weintrinkern festgesetzt.

Eine leichte Glasflasche beschützt den Wein genauso gut wie eine schwere. Dank moderner Fertigungstechnik kommt Glasbruch praktisch nicht mehr vor. Die schwere Glasflasche setzt aber bei Produktion und Transport drei bis viermal so viel CO2 frei wie die leichte Alternative. Und beim Weingenuß ist die Verpackung und der Transport zu über 90 % für die Emissionen verantwortlich. Deshalb ist es wichtig, über die Art der Verpackung zu sprechen!

Zum Glück bewegt sich die Weinbranche langsam von den schweren Flaschen weg. In einigen skandinavischen Ländern gibt es bereits Strafsteuern auf unnötig schwere Flaschen. Wichtige Weinkritiker verweigern die Verkostung von Weinen aus Angeberflaschen. Das sind Schritte in die richtige Richtung. Wir im Weingut Tesch haben das Gewicht unserer Flaschen in den letzten fünf Jahre um etwa ein Viertel senken können. Damit bewegen wir uns an der Grenze des technisch machbaren. (Text © by Dr. Martin Tesch | Foto © by Christof Mattes)