GEMEINSAM SIND WIR STARK!

Die Blüte der Weinrebe wird durch den Wind bestäubt. Ich brauche die Insekten nicht wie die Obst- und Gemüsebauern zur Sicherung meiner Erträge. Eigentlich fallen mir die Kerbtiere meistens als Schädlinge negativ auf. Vor allem wenn sie Löcher in die reifenden Beeren bohren. Dagegen muss ich mich doch schützen ….STOP! HALT! SO GEHT ES NICHT! Wenn man diese Gedanken jetzt zu Ende denkt und dann auch noch Ernst macht, wird es echt gefährlich.

Man kann die Geschichte auch ganz anders erzählen: der Weinberg ist ein vielfältiger Lebensraum. Die Populationen bestimmter Arten wachsen unter günstigen Bedingungen stark an. Das ist eine ökologische Grundregel. Wenn der Marienkäfer, die Florfliege oder die Kreuzspinne einen tollen Sommer haben ist mir das eigentlich ziemlich egal, denn die tun den Trauben ja nichts. Wenn aber der Traubenwickler, die Rebzikade oder die Kirschessigfliege günstige Bedingungen finden, geht das zu Lasten der Trauben. Ich habe in unseren Weinbergen schon viele Völker verschiedener Insekten kommen und gehen sehen – ein dauerhaftes Problem mit bestimmten Störenfrieden gab es nie. Das Ökosystem reguliert sich bestens selbst. Diese Eigenschaft des Weinberges würde ich mit dem Einsatz eines Insektizides schlagartig verlieren.

Deshalb werden bei TESCH keine Insektizide eingesetzt.

Im Gegenteil: entlang von neu gepflanzten Weinbergen legen wir Blühstreifen an. Das wird der Öffentlichkeit meist als aktive Insektenschutz-Maßnahme verkauft. Dafür ist der Anteil dieser Wiesen an der Gesamtfläche aber zu klein. Das Insektenschutzgebiet muss im Prinzip die Gesamtfläche bzw. der ganze Weinberg sein. Wenn der Weinberg neu gepflanzt ist, ist die Fläche extrem artenarm. Da kann sich erst mal gar nichts von selbst regulieren. Entsprechend instabil ist die anfängliche Situation. Also helfen wir dem neuen Weinberg mit seiner natürlichen Nachbarschaft auf die Sprünge. Aus der mehrjährigen Wiese wandern immer die Insektenarten ein, die gerade im Weinberg die besten Bedingungen finden. Und das sind meistens die Feinde unserer Schädlinge.

Und nun doch noch eine unangenehme Tatsache: wenn nun ein gewisser Anteil unserer Trauben der Kirschessigfliege oder dem Traubenwickler zum Opfer fallen, dann zahlen unsere Kunden die Zeche. Die umweltschonende Bewirtschaftung unserer Weinberge geht nämlich zu Lasten der Effizienz. Aber ich denke, das ist es uns allen wert! (Text © by Dr. Martin Tesch | Foto © by Niklas Sander)